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Grundwassersituation im April 2024: Teils steigende, teils fallende Grundwasserstände auf einem weiterhin überwiegend hohen bis sehr hohen Niveau
Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr, das aktuelle hydrologische Winterhalbjahr und das hydrologische Jahr im gesamten gegeben. Im Anschluss wird die aktuelle Grundwassersituation des Monats in Hessen betrachtet sowie eine Prognose gestellt.
Aktuelle Grundwassermesswerte finden Sie im Messdatenportal.
Hydrologisches Sommerhalbjahr, Winterhalbjahr und Jahr
Im hydrologischen Sommerhalbjahr, das von Mai bis Ende Oktober andauert, kommt vom Niederschlagswasser in der Regel kaum etwas im Grundwasser an, da ein Großteil des Niederschlags wegen der höheren Temperaturen verdunstet oder von der Vegetation verbraucht wird. Fallende Grundwasserstände im hydrologischen Sommerhalbjahr, auch bei durchschnittlichen Niederschlagsverhältnissen, stellen also den Normalfall dar. Mit 435 mm Niederschlag fiel das zurückliegende hydrologische Sommerhalbjahr etwas nasser aus als die Referenzperiode (+31 mm / +8 % gegenüber 1991-2020), was insbesondere auf die niederschlagsreiche Zeit von Ende Juli bis Anfang September zurückzuführen ist. Nach dem sehr trockenen Frühsommer führte dies durch die einsetzende Grundwasserneubildung zu einer leichten Entspannung bei vielen oberflächennahen Grundwasserleitern, die aber durch die folgenden niederschlagsarmen Wochen im September und der ersten Oktoberhälfte nur von kurzer Dauer war. Zum Ende des hydrologischen Sommerhalbjahres traten Niederschlagsereignisse wieder gehäuft auf und führten so zu Beginn des hydrologischen Winterhalbjahres zu der zu erwartenden Trendwende im Grundwasser.
Für die Regeneration des Grundwassers ist das von November bis Ende April andauernde hydrologische Winterhalbjahr von besonderer Bedeutung. In dieser Zeit, in der die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigeren Temperaturen geringer als im Sommerhalbjahr ausfällt, kann das Niederschlagswasser größtenteils versickern. Durch die einsetzende Grundwasserneubildung steigen die Grundwasserstände in der Regel an, sofern ausreichend Niederschlag fällt. Im zurückliegenden Winterhalbjahr fiel mit 495 mm überdurchschnittlich viel Niederschlag, was landesweit für eine deutliche Erholung im Grundwasser gesorgt hat.
Für das hydrologische Jahr (November bis Oktober) ergibt sich daraus der charakteristische Jahresgang im Grundwasser, mit steigenden Grundwasserständen im Winterhalbjahr und fallenden Grundwasserständen im Sommerhalbjahr.
Situation im April
Nach fünf Monaten in Folge mit überdurchschnittlichem und einem Monat mit leicht unterdurchschnittlichem Niederschlag, fiel im April wieder überdurchschnittlich viel Niederschlag. Mit 58,5 mm lag die Niederschlagsmenge in Hessen 13,7 mm bzw. 31 % über dem langjährigen Mittel (1991-2020). Jahreszeitlich bedingt zeigen schnell reagierende Messstellen vielerorts fallende Grundwasserstände. Die allgemeine Grundwassersituation bleibt aber deutlich entspannt und im April können weiterhin an rund 60 % der Messstellen hohe und sehr hohe Grundwasserstände beobachtet werden.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Grundwassersituation seit dem Jahr 2018. Für das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr 2023/2024 sind die ab November fallenden Anteile der Messstellen mit niedrigen (gelbe Kurve) und sehr niedrigen Grundwasserständen (rote Kurve) sehr gut zu erkennen. Die Grundwassersituation zu Beginn des hydrologischen Sommerhalbjahres 2024 ist so entspannt wie das letzte Mal vor sechs Jahren.
Anmerkung zur Grafik: Die Klassifizierung „sehr niedrige Grundwasserstände“ stellt eine rein statistische Bewertung dar (rote Fläche in der Grafik). Sehr niedrige Grundwasserstände sind nicht mit einem „Wassernotstand“ gleichzusetzen oder an bestimmte Auswirkungen und Maßnahmen gekoppelt. Liegt der Grundwasserstand unter dem 10-%-Perzentil, also unter 90 Prozent aller Werte der Jahre 1991-2020, fällt er in die Klasse „sehr niedrig“. Liegt der Grundwasserstand über dem 10-%-Perzentil und unterhalb des 25-% Perzentils, fällt er in die Klasse „niedrig" (gelbe Fläche). Analog gilt Folgendes für die übrigen Klassen: normal: oberhalb des 25-%-Perzentils und unterhalb des 75-%-Perzentils; hoch: oberhalb des 75-%-Perzentils und unterhalb des 90-%-Perzentils; sehr hoch: oberhalb des 90-%-Perzentils.
Im April bewegten sich die Grundwasserstände in Hessen an 29 % der Messstellen auf einem normalen Niveau (Vormonat 30 %). Nur rund 3 % der Messstellen wiesen niedrige Grundwasserstände auf (Vormonat 3 %). Sehr niedrige Grundwasserstände wurden an 5 % der Messstellen beobachtet (Vormonat 5 %). Hohe oder sehr hohe Grundwasserstände wurden an 30 % bzw. 33 % der Messstellen registriert (Vormonat 29 % bzw. 32 %). Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Grundwasserstände im April an 90 % der Messstellen auf einem höheren Niveau, was aufzeigt, dass sich gegenüber der Niedrigwassersituation im letzten Jahr die Grundwassersituation hessenweit deutlich entspannt hat.
Wegen der ungleichen Niederschlagsverteilung und der unterschiedlichen hydrogeologischen Standorteigenschaften sind folgende regionale Unterschiede zu beobachten:
In den nördlichen und mittleren Landesteilen zeigen die Grundwasserstände am Monatsende teils noch steigende, teils aber auch bereits wieder fallende Trends. Die Ausgangssituation reicht dabei von sehr niedrig bis sehr hoch. Grund hierfür ist die hohe räumliche Variabilität der Standorteigenschaften, z.B. neben der Niederschlagsmenge auch Durchlässigkeit, Speichervermögen, Tiefe und Mächtigkeit des Grundwasserleiters und die daraus resultierende unterschiedliche Dynamik des Grundwassers.
In den weit verbreiteten Kluftgrundwasserleitern des Buntsandsteins in Nordhessen zeigen im April die meisten Messstellen einen gleichbleibenden oder steigenden Trend an, ausgehend von einem Grundwasserstand im normalen bis hohen Bereich. Beispiele Bracht Nr. 434028 und Gahrenberg Nr. 384030: Im April lag an der Messstelle Bracht der Wasserstand auf hohen Höhen, weiterhin mit einem steigenden, aber bereits langsam abflachenden Trend. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 165 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Gahrenberg bewegte sich der Wasserstand auf normalen Höhen, mit einem steigenden Trend. Der Wasserstand lag im Monatsmittel 224 cm höher als im Vorjahr.
In der Hessischen Rheinebene (Hessisches Ried) wurden im April überwiegend hohe Grundwasserstände beobachtet, gefolgt von sehr hohen und normalen Grundwasserständen. Folgende Details waren zu beobachten:
- In der unmittelbaren Nähe des Rheins werden die Grundwasserstände vom Rheinwasserstand beeinflusst. Hier lagen die Grundwasserstände im April überwiegend auf einem hohen Niveau. Beispiele Gernsheim Nr. 544135 und Biebrich Nr. 506034: An der Messstelle Gernsheim bewegt sich der Grundwasserstand auf einem sehr hohen bis hohen Niveau. Der Grundwasserstand lag 75 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Biebrich bewegte sich der Wasserstand auf einem normalen bis hohen Niveau und lag 4 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres (Monatsmittel).
- Im nördlichen hessischen Ried und unmittelbar südlich des Mains bewegten sich die Grundwasserstände im April auf sehr hohen Niveaus. Beispiele Bauschheim Nr. 527055 und Offenbach Nr. 507155: An der Messstelle Bauschheim wurden im April sehr hohe Grundwasserstände beobachtet, mit fallender Tendenz. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand hier 55 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres. An der Messstelle Offenbach bewegte sich der Grundwasserstand im April auf einem sehr hohen Niveau. Im Monatsmittel lag der Grundwasserstand 46 cm oberhalb des Niveaus des Vorjahres.
- Die Grundwasserstände in typischen vernässungsgefährdeten Gebieten zeigten im April normale bis sehr hohe Werte mit größtenteils gleichbleibenden Entwicklungstendenzen. Beispiele: Hähnlein Nr. 544266, Groß-Rohrheim Nr. 544107, Worfelden Nr. 527182, Wallerstädten Nr. 527321.
- In den infiltrationsgestützten Bereichen des Rieds (Hahn flach Nr. 527329, Büttelborn Nr. 527161, Lorsch Nr. 544170 und Groß-Rohrheim Nr. 544002) lagen die Grundwasserstände im April auf normalen bis sehr hohem Niveau. Die Steuerung durch Infiltration und Grundwasserentnahmen zeigt die gewünschte Wirkung. Die Messstellen lassen weiterhin steigende Trends erkennen, die allerdings langsam abflachen.
- Im südlichen Hessischen Ried lagen die Grundwasserstände im April überwiegend auf normalen bis hohen Höhen, die meisten Messstellen zeigten einen steigenden oder gleichbleibenden Trend. Beispiele Bürstadt Nr. 544007 und Viernheim Nr. 544271: An der Messstelle Bürstadt bewegte sich der Grundwasserstand im April auf normalen Höhen und lag 32 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel). An der Messstelle Viernheim befand sich der Grundwasserstand in diesem Monat ebenfalls auf einem normalen Niveau und lag 44 cm oberhalb des Vorjahresniveaus (Monatsmittel).
Prognose
Am Ende des hydrologischen Winterhalbjahres lagen die Grundwasserstände an 90 % der Messstellen höher als vor einem Jahr. Dies stellt eine deutlich günstigere Ausgangssituation für das gerade begonnene hydrologische Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) dar, in dem jahreszeitlich bedingt in der Regel rückläufige Grundwasserverhältnisse zu erwarten sind. Mit zunehmenden Pflanzenwachstum, höheren Temperaturen und zunehmender Verdunstung verschlechtern sich die Randbedingungen für die Grundwasserneubildung. Schnell reagierenden, oberflächennahen Messstellen zeigen bereits Grundwasserrückgänge, die sich in nächster Zeit fortsetzen werden. Langsam reagierende Messstellen werden die nächsten Wochen, auch unabhängig vom kommenden Witterungsgeschehen, weiterhin steigende Trends aufweisen.
aktuelle Messwerte
Die Messwerte von 112 Grundwassermessstellen, die mit Datensammlern und mit Datenfernübertragung ausgestattet sind, werden täglich übertragen und stehen online im Messdatenportal zur Verfügung.